9. Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ

IOC-Protest, Lausanne, Nov. 19, 2009 (Photo: Ärger)

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>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich "uneindeutigen" Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie feministische Frauenbewegungen ihre geschlechtlich "uneindeutigen" Körper wiederholt als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. Zwitter dienen als Demonstrationsobjekt zur Dekonstruktion des Zweigeschlechtersystems, Androgynismus wird als Ideal verherrlicht, die Anliegen der realen, zwangsoperierten Zwischengeschlechtlichen werden hingegen geflissentlich ignoriert.

In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans-)Gender-Diskurs untergegangen. Regelmässig stellen Gruppen öffentlich Forderungen im Namen der Zwitter auf, stellen aber dabei ihre eigenen Anliegen ins Zentrum und die berechtigten Forderungen der Zwangsoperierten hinten an (oder lassen sie gleich ganz aus).

Die Instrumentalisierung und Vereinnahmung von „Intersexualität“ durch andere (Rand-)Gruppen reicht von den Anfängen der Homosexuellenbewegung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu Gender Studies und Queer Theory. Während z.B. Genitalverstümmelungen von Mädchen und Frauen in Afrika geächtet und bekämpft werden, sind in der Regel die Genitalverstümmelungen an Zwischengeschlechtlichen vor der eigenen Tür nach wie vor kein Thema.

Dabei hat sich die Situation der zwischengeschlechtlichen Menschen in den letzten 100 Jahren massiv verschlechtert: konnten sie im 19. Jahrhundert mit 18 noch weitgehend selbst bestimmen, welchem Geschlecht sie angehören wollten, werden sie heute als Kleinkinder möglichst rasch kastriert, zwangsoperiert und zwangszugewiesen.

Zwischengeschlecht.org ruft alle fortschrittlichen LGBTQs und ihre Organisationen dazu auf,

  • ihre Positionen und Praktiken kritisch zu reflektieren 
  • den Jahrzehnte langen Kampf der Zwitter gegen Genitalverstümmelungen als eigenständigen Kampf um "das Recht intersexueller Kinder auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit" zu respektieren
  • die Zwitter in ihrem Kampf gegen Genitalverstümmelungen nach Kräften solidarisch zu unterstützen, NICHT die Leiden der Zwitter bloss als Aufhänger oder 'Material' für die eigenen Forderungen und Kämpfe zu benutzen!

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
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"Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)
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Genitalverstümmelungen: "Nebenwiderspruch" des Zweigeschlechtersystems?
>>> "STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"

Comments

1. On Monday, November 17 2014, 16:25 by Kim

Ich finde es unmoralisch, wenn Transgenderleute, welche sich oft freiwilling in ein anderes Geschlecht umoperieren lassen, zwischengeschlechtliche Menschen vor ihren Wagen spannen, welche sich meist garnicht operieren lassen wollen, und speziell nicht als Kinder kastriert oder sonstwie geschlechtlich chirurgisch vermurkst werden sollen. Die Interessen derjeniger, welche gerne ein anderes Geschlecht haben wollen sind gegensaetzlich zu den Menschen, welch so sein wollen wie sie geboren wurden. Ich stimme der Selbstbestimmung der Menschen ueber ihren Koerper zu und selbst Eltern sollten verantwortlich gehalten werden, falls sie eine Entscheidung der Natur operativ aehnern moechten.